Hilfe holen ist kein Petzten

Hilfe holen ist kein Petzen
Prävention gegen sexualisierte Gewalt. Theaterstück für Kinder

"Sina und Tim spielen Doktor" - Kindgerecht bringt der Kölner Verein "Zartbitter" das Thema "Sexualisierte Gewalt" auf die Bühne: auf kleine Bühnen in Kitas und Grundschulen. Die evangelische Beratungsstelle "Haus für Alle" stellt die Thematik bei Elternabenden in evangelischen Kindertagesstätten vor

Bei einem sehr gut besuchten Infoabend haben sich Eltern der Kita "Unterm Schirm" der Evangelischen Kirchengemeinde Marienhagen-Drespe über das Theaterstück "Sina und Tim spielen Doktor" informiert.
Das Theaterstück thematisiert auf kindgerechte Weise - lustig und kurzweilig - das Thema körperliche Nähe zwischen Kindern und den Schutz vor Grenzverletzungen durch gleichaltrige und ältere Kinder. 

Kerstin Rettke, Leiterin der Kindertagesstätte "Unterm Schirm": "Die Eltern waren sehr interessiert an dem Thema. Es ist uns wichtig, dass der Mut "Nein" zu sagen, auch anhand dieses Themas erklärt wird.
Die Kinder sollen fähig sein, über ihren Körper ohne Scham zu sprechen." Wir sagen unseren Kindern immer: "Lerne, Dich abzugrenzen." Erzieherinnen aus der Kita und Eltern schauten sich das Stück bei dem Elternabend vorab an.

Erwachsene tragen die Verantwortung für den Schutz von Kindern

Das Theaterstück "Sina und Tim spielen Doktor" wird von dem Kölner Verein "Zartbitter e.V." in Zusammenarbeit mit psychologischen Beratungsstellen aus dem Oberbergischen Kreis in verschiedenen Kindertagesstätten gezeigt.  Melina Kyranoudis und Birgit Wetter-Kürten, Fachberaterinnen von der evangelischen Beratungsstelle "Haus für Alle", informierten bei dem Elternabend in Drespe über einen grenzachtenden Umgang miteinander. Ein Umgang voller Respekt und Rücksicht werde nicht zuletzt durch die Medien für Kinder und Jugendliche immer bedeutender. Beim Elternabend wurde deutlich: Die Prävention vor sexuellen Übergriffen muss bereits im Kindergartenalter beginnen. Melina Kyranoudis: "Wir machen eine positive Prävention, die Spaß macht und ermutigt." 

Wichtig ist: Erwachsene tragen immer die Verantwortung für den Schutz von Kindern. Manchmal ist es für Kinder aus verschiedenen Gründen nicht möglich, Nein zu sagen. Wenn ihnen dann etwas passiert, liegt die Verantwortung niemals bei ihnen. 

Weitere Elterninfoabende finden im September und Oktober in den Kindertagesstätten der evangelischen Kirchengemeinden Müllenbach-Marienheide und Nümbrecht statt. 

Aufführung in der Kita war ein Erfolg: "Ich fand alles am besten"

Bei der Aufführung des Zartbitter-Theaterstücks in der Kita "Unterm Schirm" in Reichshof-Drespe waren dann 35 Kinder aus den beiden älteren Jahrgängen dabei. Die Kinder waren begeistert von dem Stück "Sina & Tim spielen Doktor" und verfolgten es aufmerksam und gespannt. Es wurde viel gelacht, und die Kinder äußerten sich hinterher durchweg positiv: "Ich fand alles am besten", lautete eine Rückmeldung. "Mir hat am besten der sprechende Hase gefallen" und auch: "Es war alles so lustig und toll!"

Schauspielerin Britta Weyers spielte Sina und Tim, zwei Kindergartenkinder, die zusammen erleben, wie es in der Kita gelingt, bei den Themen Zärtlichkeit und Doktorspielen Grenzen zu setzen und zu achten. Die Rollen "Sina" und "Tim" werden mit Puppen dargestellt. Sie erleben Szenen aus dem Kindergartenalltag, die den jungen Zuschauerinnen und Zuschauer bekannt sind. Die Botschaft ist eindeutig: "Wenn einer etwas macht, das Du nicht möchtest, dann sag Nein."  Wichtig ist auch, die Kinder sprech- und handlungsfähig zu machen: "Hilfe zu holen, ist kein Petzen."

"Stopp - ich will das nicht" oder "Stopp - Möhrensalat!"

Kita-Leiterin Kerstin Rettke: "Am Ende stand für alle Kinder fest: Wenn ich etwas nicht möchte, sage ich: Stopp - ich will das nicht! Oder, wie es Tim und Sina sagen würden: Stopp - Möhrensalat!" Das ist das geheime Code-Wort, das Sina und Tim vereinbart haben. Das rufen sie laut, wenn sie etwas nicht möchten. Wenn einer von beiden in Not ist, kann er mit dem Code-Wort klar zu verstehen geben, dass der Spaß vorbei ist und der andere aufhören soll. 

Die kostenlosen Aufführungen des Zartbitter-Präventionstheaters im Oberbergischen Kreis werden ermöglicht durch die Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln.

Für Grundschulkinder gibt es von Zartbitter e.V. das Präventions-Theaterstück "Ganz schön blöd" mit dem Thema sexuelle Belästigung und Mobbing durch Kinder gegen gleichaltrige Mädchen und Jungen im pädagogischen Alltag und im Internet. Unter anderem geht es um das Recht am eigenen Bild.  Die Theaterstücke sollen keine Angst machen, sondern die Solidarität der Kinder untereinander fördern und ermutigen, sich bei Erwachsenen Hilfe zu holen. Eine Aufführung gibt es unter anderem in der Grundschule Isengarten in Waldbröl. 

Im Kirchenkreis An der Agger gilt ein umfangreiches Schutzkonzept gegen Sexualisierte Gewalt, zu dem die Prävention in der Kinder- und Jugendarbeit gehört. Die Beratungsstelle "Haus für alle" berät und informiert in allen Fragen rund um diese Thematik. Das Haus für Alle in Waldbröl ist die Beratungsstelle für Erziehungs-, Familien-, Ehe- und Lebensberatung des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger.